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Einführungstext zur kommenden neuen Gesamtausgabe der Beck-Übersetzungen
 
{Federico García Lorca: Werke in drei Bänden, ausgewählt und übertragen von Enrique Beck (Lyrik, Bühnenwerke und Prosa). Herausgegeben von José Manuel López, unter Mitarbeit von Pedro Lenz, Daniel Leuenberger und Augusta López Bernasocchi. Geplante Erscheinung: Frühjahr 2006} "Eine Sprachgewalt, die man nur als orpheisch bezeichnen kann, da sie die Kraft hat, durch Bild und Rhythmus und das Geheimnis poetischer Transfiguration Wirklichkeit zu verändern und hineinzuziehen in eine Inbrunst der Mitteilung, die der verfeinerte Ausdruck ältester geistiger Grazie ist." [Karl Krolow] "Die farbigen Blüten seiner Metaphern entfalten sich am Gezweig eines seit alters langsam, beständig gewachsnen Stammes. Ästhetik der Moderne im Duktus einer grossen Tradition, Realität und Kühnheit." [Enrique Beck] Federico García Lorca ist neben Cervantes der bekannteste, am meisten gelesene und aufgeführte spanische Autor ausserhalb Spaniens; seine Werke wurden in mehr als dreissig Sprachen übersetzt. Er gehört zu jenen modernen Schriftstellern über die immer wieder geschrieben wird, im Ausland gilt er als der spanische Schriftsteller schlechthin. Das Bild, das man sich bis vor kurzem von Spanien machte und teilweise noch heute macht, ist untrennbar mit seinen Werken, vor allem den Zigeunerromanzen und den ländlichen Tragödien Bluthochzeit, Yerma und Bernarda Albas Haus verbunden. Lorca durchdringt alles, was er beschreibt, mit Leben, sei es Tier, Pflanze, oder unbelebte Materie. Keinen Moment seines Lebens wollte er ohne Enthusiasmus verstreichen lassen – seine Leidenschaft diente gleichermassen den Liedern der Seemänner, den Leiden der andalusischen Zigeuner und den Gefahren der modernen Welt. Verhasst bei denen, die dem modernen Geist und dem Humanismus Feind waren, die seine Heiterkeit und sein Lachen als Skandal empfanden, verrieten sie ihn den falangistischen Schergen, die ihn 1936 in der Schlucht von Viznar hinterrücks erschossen. Im deutschen Sprachraum ist bis anhin die Mehrzahl von Lorcas Werken durch Enrique Becks Übersetzungen bekannt geworden. Hermann Hesse und Thomas Mann haben die Qualitäten dieser Übertragungen gepriesen, andere haben sie zerrissen. Wie der Lorca-Kenner und Übersetzungswissenschaftler Ernst Rudin bemerkt, ist jedoch ein Grossteil dessen, was im deutschen Sprachraum gegen diese Übersetzungen vorgebracht worden ist keine Übersetzungskritik, sondern „voreingenommenes Kritisieren“. "Die Gedichte haben in ihrer Wildheit und Zartheit einen starken Eindruck auf mich gemacht; man empfindet auch nichts von der sprachlichen Gezwungenheit, die meistens Übersetzungen von Lyrik anhaftet." [Thomas Mann] "Becks Übersetzungen stellen einen der wenigen Glücksfälle der Weltliteratur dar, in dem ein grosser Dichter einen ebenbürtigen Nachdichter findet." [Günter W. Lorenz] "Vor allem aber ist und bleibt die Übersetzung des leider unvermeidlichen Enrique Beck ein gewaltiges Hindernis auf dem Wege zur Erschliessung García Lorcas. Da wird nachgestellt jedes Objekt, es wird bestickt die Fahne, es wird verschandelt die Sprache, dem Metrum zuliebe ist von einer „Freimau’rin“ die Rede, und in derart frei maurischem Stil macht sich der Beck zum Gärtner im blumigen Land der Poesie." [Hans Weigel] "Im Augenblick verhindert die Bekanntschaft mit dem wahren García Lorca der Mann, dem wir doch verdanken, daß der Name García Lorca in Deutschland nicht unbekannt ist, der Übersetzer Enrique Beck. Becks Übersetzerdeutsch wird zu einer Katastrophe für die Wirkung des spanischen Dichters. Eine junge Generation muß García Lorca für einen Süßholzraspler halten, für einen Tantenhaften Spitzenklöppler von Opas Theater. Es bleibt das Unbehagen darüber, daß Beck der Versuchung nicht widersteht, statt zu übersetzen, selbst zu „dichten“. Er bringt in den klaren, kargen Ton der Dichtungen García Lorcas einen „typisch deutschen“, einen an Hölderlins freie Rhythmen erinnerndem Klang, der dem spanischen Dichter Unrecht tut." [Rolf Michaelis] "Die Becksche Übersetzung ist allein schon wegen des unangebrachten teutonischen Pathos inakzeptabel, an vielen Stellen muss sie als Edelkitsch bezeichnet werden." [Horst Rogmann] "Persönlich bin ich überzeugt davon, dass, wenn uns einmal mehrere Übersetzung zur Verfügung stehen und wir die jeweiligen Vorzüge und Nachteile der verschiedenen Versionen im freien Vergleich abwägen können, Becks Fassung des Romancero gitano in den Augen der Kritik besser dastehen wird als jetzt, wo sie keine Rivalen haben darf." [Ernst Rudin] Beck hat das Bild Lorcas im deutschen Sprachraum entscheidend geprägt, trotz aller Kritik führt an ihm kein Weg vorbei. Ihm ist es nicht nur zu verdanken, dass Lorca seit vierziger Jahren in Deutschland intensiv rezipiert und gespielt wirde, auch hat die Beck’sche Version von Lorcas Werken keinen geringen Einfluss auf die deutsche Nachkriegslyrik genommen – sie hat zweifellos einen erheblichen literarischen und historischen Wert. Die anhaltende Popularität seiner Werke auf deutschen Bühnen, die Diskussion um sein Leben und die Umstände seines Todes sowie die Rezeptions- und Übersetzungsgeschichte sorgen dafür, dass er nicht in Vergessenheit gerät. Das Phänomen Lorca hat bis heute nichts von seiner Faszinationskraft verloren. "Ein Gitarrenton, der über das Grab dieses grossen Dichters Schwingungen mitteilt und der Element geworden ist unter den poetischen Elementen der Welttliteraur." [Karl Krolow]
 
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